Bei Lesungen werde ich oft gefragt, wie ich auf meine Geschichten komme. Das ist ganz unterschiedlich.
Mit „Schicksalstage am Deich“ habe ich zum Beispiel einen lang gehegten Traum in eine Geschichte verwandelt. Ich bin in Braunschweig geboren und aufgewachsen, also weit weg vom Deich. Als Kind habe ich mit meinen Eltern regelmäßig die Oster- und Herbstferien in Büsum an der Nordsee verbracht und hatte am Meer immer ein Heimatgefühl. Der Traum von einem Leben am Meer hat mich von Kindheit an begleitet.
Später habe ich ein Vierteljahr zur Überbrückung zwischen Abitur und Studium in der Gastronomie am Meer gearbeitet. Mein Mann ist direkt am Deich geboren (Hausgeburt) und aufgewachsen.
Das ganze Erwachsenenleben habe ich davon geträumt, am Meer zu leben, umgesetzt habe ich den Traum nie. Zwar lebe ich jetzt in Schleswig-Holstein, nur 60 Kilometer von der Ostsee entfernt, aber mein Traum ist und bleibt die Nordsee mit ihren Gezeiten, dem Watt, dem Wind und der Weite.
Mit „Schicksalstage am Deich“ habe ich mich ganz persönlich von meinem Traum verabschiedet. Für mich gibt es kein Haus am Meer, keine kleine Pension, in der ich Gäste verwöhnen kann. Mein zweiter Traum, ein kleines Café, ist nämlich auch noch in das Buch eingeflossen. Ebenso wie mein Traum von einem Hund, den ich allerdings auch in meinem „echten“ Leben verwirklicht habe. Achja, Schafe wollte ich auch mal züchten. Ich hatte mir sogar mal ein Fachbuch dazu gekauft – auch das findet sich im Buch wieder. Ansonsten sind es viele kleine Erlebnisse, Sonnenuntergänge, Austernfischerküken, Wattwanderungen, die in die Geschichte eingeflossen sind.
Ein Buch ist immer fiktiv, enthält aber ganz viele Träume, Wünsche und Begegnungen aus meinem Leben.