In meinem Krimi „Harzer Sühne“ beschäftige ich mich damit, wie Faschismus und Krieg noch heute das Leben der Kinder und Enkelkinder bestimmen. Nichts ist vergessen, nichts ist vorbei. Noch leben Täter und Opfer, haben ihre Spuren in der nachfolgenden Generation hinterlassen.
1982 war ich im Rahmen der Völkerverständigung mit einer Gruppe junger Menschen in der ehemaligen Sowjetunion. Ich habe mit ehemaligen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen gesprochen und sehr viel Wodka für Frieden und Vergebung getrunken. Ich habe Blumen am Denkmal der 600.000 toten Zivilisten während der Belagerung Leningrads durch die deutschen Truppen abgelegt und mich über die vielen gepflegten Gräber gewundert, wo Blumen doch so teuer waren. Ich habe die Flüche und Verwünschungen der russischen Babuschkas überhört, die nicht ahnten, dass ich als Westdeutsche ihre Sprache verstand. Nachts habe ich mit sowjetischen Studentinnen und Studenten die weißen Nächte gefeiert und wir waren uns so sicher: Das passiert nie wieder.
Niemals danach habe ich es so deutlich gespürt: Menschen wollen überall auf der Welt dasselbe: Frieden und ein bisschen Glück. Und auch: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen.
Ich habe in den 70er, den 80er und in allen Jahren meines Lebens gegen Rechte demonstriert, mich gegen Ausgrenzung und Hass gewehrt. Ich war mir immer sicher: Es wird nie wieder Faschismus in Deutschland geben.
Doch es gibt schon lange wieder Krieg in Europa. Und es gibt wieder Faschisten in Deutschland, die die Menschen gegeneinander aufhetzen, die uns weiß machen wollen, dass für unsere Probleme andere, schwächere Bevölkerungsgruppen verantwortlich sind. Die von einer Herrenrasse träumen, bei der sie bestimmen, wer dazu gehören darf.
Wir müssen alle gemeinsam kämpfen, sonst ist es wieder zu spät! Niemand kann sagen, er hätte nicht gewusst, wovon die Faschisten träumen.